Ein anderer Aspekt, der uns in der Einsamkeit verharren lassen kann, ist Trauer. Trauer um den Verlust eines Menschen, Trauer um eine Beziehung, Trauer um verpasste Gelegenheiten, Trauer um Gefühle der Verbundenheit.
Trauer ist wichtig. Und jeder geht mit Trauer auf ihre oder seine eigene Weise um. Trauer dauert so lange, wie sie dauert. Und alles ist richtig.
Ich möchte heute auf zwei Aspekte der Trauer eingehen, die beide zu Einsamkeit führen können, bzw. als Grund für das Verbleiben in der Einsamkeit missbraucht werden können.
Trauer als Vorwand für die Einsamkeit
Man kann sich so sehr an das Gefühl der Trauer gewöhnen, dass es schwierig werden kann, da wieder herauszukommen. Es ist hier so, wie bei jeder Angewohnheit:
Es gilt, diese Gewohnheit umzuprogrammieren. Dazu braucht es, wie in Teil 1 erwähnt, allerdings den Willen und die Bereitschaft, diese Gewohnheit aufzugeben.
Auch hier können wieder Glaubenssätze wirken, wie zum Beispiel: „So einen Partner* finde ich nie wieder.“
Stimmt, wirst Du nicht, weil jeder Mensch einmalig ist. Aber sei Dir gewiss, dass ein möglicher nächster Partner Dein Leben auf jeden Fall bereichern wird.
(*Ich werde nur von „dem Partner“ sprechen, um das Lesen nicht künstlich zu erschweren. Dasselbe gilt natürlich auch, wenn es sich um eine Partnerin handelte.)
Oder der Glaubenssatz “Als Witwe heiratet man nicht wieder.“ Klingt auf Anhieb vielleicht merkwürdig, aber es gab Zeiten, da dies ganz normal war. Es war gesellschaftlicher Standard und ein Zeichen davon, wie sehr man seinen verstorbenen Ehegatten liebte. Die Betonung liegt hier auf „war“. Dieser Glaubenssatz kann aber durch unsere Ahnen und/oder eigene frühere Leben in uns integriert sein. Er kann noch in unseren Zellen gespeichert sein. Jetzt hast Du die Gelegenheit, nicht nur Deine eigene Seele zu erleichtern, sondern auch diesen Glaubenssatz für die nachfolgende Generation aufzulösen.
Du weißt, dass Du Deinen Partner geliebt hast und es immer noch tust. Das kann Dir keiner nehmen.
Neulich unterhielt ich mich mit Bruder David, einem Benediktinermönch aus Hannover. Er sagte:
Beim Trauerprozess geht es nicht darum, jemanden loszulassen, sondern die Beziehung zu diesem Menschen zu transformieren.
Genauso ist es. Es geht um Transformation. Die Transformation Eurer Beziehung, aber auch die Transformation hin zur Akzeptanz dass Dein Leben jetzt genauso ist, wie es ist, und dass Du hier auf Erden bist, um Freude zu empfinden. Und Zufriedenheit. Zu – frieden – heit. Es geht darum, in Frieden mit der Gegenwart zu kommen, auch bei Trauer.
Wie gesagt, das ist ein Prozess, der seine Zeit braucht. Bei dem einen mehr Zeit, bei dem anderen weniger. Egal, wie viel Zeit Du brauchst, es ist Dein Weg. Vergleiche ihn nicht mit dem Weg anderer, das geht gar nicht.
Dein Partner wird immer in Deinem Herzen sein. Und wenn Du Dich dafür öffnest, wirst Du immer noch in der Lage sein, Dich mit ihm zu verbinden und zu unterhalten.
Mein älterer Bruder starb vor drei Jahren. Seitdem unterhalten wir uns öfter, als vor seinem Tod.
Wir beide telefonierten nicht so gerne, und da ich lange Jahre den ganzen Tag am Computer saß, hatte ich dann auch nicht allzu oft Lust, noch eine weitere Mail zu schreiben. Diese Hindernisse haben wir jetzt nicht mehr. 🙂 Immer, wenn ich an ihn denke, spüre ich seine Anwesenheit und sehe sein verschmitztes Wolfgang-Lächeln vor mir.
Während der Lektoratsphase meines Buches zeigte er sich meiner Lektorin. Ich war zu konzentriert und hatte deswegen gar nicht an ihn gedacht. Meine Lektorin nahm ihn aber wahr und machte mich so darauf aufmerksam, dass er nicht nur anwesend ist, sondern auch seine Hilfe anbot. Schließlich hatte er selber das ein oder andere Buch veröffentlicht.
Verstorbene machen immer wieder auf sich aufmerksam.
Sehr oft durch Federn, die man findet.
Mein anderer Bruder vermisste Wolfgang sehr. Auch ihm erzählte ich das mit den Federn und er sah nach Wolfgangs Tod sehr häufig Federn, was für ihn immer ein Zeichen dafür war, dass er ihm nahe war. An einem Tag, an dem er Wolfgang sehr vermisste und schon lange keine Federn mehr gesehen hatte, sprach er in Gedanken mit ihm und sagte ihm, dass er sich alleine fühlt und er gerne ein Zeichen hätte, dass Wolfgang noch da sei. Diesen Gedanken hatte er in seiner Wohnung. Fenster waren alle geschlossen, die einzigen Tiere im Haus waren seine zwei Hunde. Er ging von der Küche ins Wohnzimmer, schaute auf den Tisch … und sah dort eine Feder liegen.
Bitte um Zeichen. Deine Bitten werden erhört. Immer. Vielleicht nicht immer auf die Art und Weise, wie Du es Dir vorstellst.
Vor ein paar Jahren bat ich zum ersten Mal um ein Zeichen.
Ich glaube, es war damals nur aus Neugier, um zu sehen, ob es funktioniert. Ich überlegte mir, was das Zeichen sein sollte und entschied mich für ein rotes Herz.
Ein paar Tage später erhielt ich ein Päckchen mit einer Bestellung, die ich aufgegeben hatte. Ich öffnete das Päckchen und was sah ich dort neben meiner Bestellung?
Einen weißen und einen roten Luftballon – in Herzform.
Um mit Verstorbenen kommunizieren zu können, braucht es Offenheit und Bereitschaft.
Meine Mutter erzählte mir vor Jahren, dass mein Stiefvater sich bei ihr verabschiedete, als er starb. Zu dem Zeitpunkt waren sie schon lange Jahre geschieden und sie lebten viele Kilometer voneinander entfernt. Sie stand im Bad und auf einmal ging das Licht kurz aus und wieder an. Sie wusste sofort, dass er es war, um sich zu verabschieden. Kurz darauf erfuhr sie von seiner zweiten Ehefrau, dass er gestorben war – genau zu dem Zeitpunkt, als bei ihr das Licht flackerte. Damals sagte ich ihr, sie solle sich unterstehen, sich auf diese Weise bei mir zu verabschieden, ich würde den Schreck meines Lebens erhalten. 🙂 Sie hatte sich daran gehalten.
Ich war auch nach ihrem Tod nicht bereit, sie auf energetischer Ebene wahrzunehmen.
Sie starb 1999. Ich hatte lange Jahre keinerlei bewussten Kontakt zu ihr. 2014 habe ich mich sehr intensiv mit ihr beschäftigt. An einem Sonntag unterhielt ich mich mit ihr und sagte ihr, wie ich mich fühlte und wie sehr etwas (was sie aus für sie guten Gründen tat) mich im Endeffekt verletzt hatte. Ich spürte ihre Anwesenheit und dass sie mein Leid mitfühlen konnte und wie leid es ihr tat. Es war sehr berührend und sehr befreiend. Eine halbe Stunde später sah ich jenen Fleck bei uns auf unserer Terrasse. Es war für mich ein Zeichen der Liebe meiner Mutter:
Öffne Dich dafür, mit dem Verstorbenen kommunizieren zu können und ihr werdet Wege finden, um diese Kommunikation auf Eure individuelle Weise geschehen zu lassen.
Auf Seelenebene will der Verstorbene, dass Du glücklich bist. Er will, dass Du liebst und Dich ganz dem Leben hingibst. Dein Partner ist noch da, aber auf Seelenebene ist er bereit, den Platz auf Deiner Seite frei zu machen und als Kraft Deinen Rücken zu stärken. Verbinde Dich mit ihm auf Seelenebene und mach Dich frei. Frei zu leben, frei zu lieben, frei, um wieder glücklich zu sein.
Ändere Deinen Blickwinkel. Ändere Dein Denken. Du hast Deinen Partner nicht verloren, er ist noch da. Er hat Platz gemacht für weitere Erfahrungen, die Du in diesem Leben noch machen wolltest. Das wusste er, das wusstest Du.
Das war Eure Verabredung, bevor Ihr inkarniert seid.
Halte Dein Wort und ändere Deinen Blickwinkel vom Gefühl des Verlustes hin zum Gefühl der Bereicherung. Dein Partner hat Dein Leben bereichert. Sei dankbar.
Und wenn er Dein Leben nicht bereichert hat, warum trauerst Du dann?
Diese Frage führt uns zum zweiten Aspekt:
Auf Selbstvorwürfen basierte Trauer
Wenn jemand stirbt, spüren wir zuallererst all das, was an Ungesagtem und Ungetanem zwischen Euch gestanden hat. All die Vorwürfe, die Du Dir in Bezug auf den Verstorbenen machst, blitzen unbewusst vor Dir auf. Da kommt oft der meiste Schmerz her. All die verpassten Gelegenheiten, all die „Ich wollte doch noch“, all die harschen Worte. Und der Gedanke: „Ist es meine Schuld? Ich hätte das und das anders machen müssen/können/sollen.“
Wenn Trauer bei Dir ein Thema ist, mache Bestandsaufnahme:
- Ist das Gefühl der Trauer bereits Gewohnheit geworden?
- Nimmst Du das Gefühl der Trauer als Ausflucht, um Dich nicht erneut binden zu müssen und so dem Gefühl des Schmerzes ob eines möglichen weiteres Verlustes aus dem Wege zu gehen?
- Fühlst Du Dich schuldig?
Stelle Dir alle drei Fragen und achte darauf, welche Antwort Dein Körper Dir gibt (wie das mit dem Körperpendel funktioniert, kannst Du im ersten Teil nachlesen).
[Mein Körper antwortet öfter mal anders, als ich es tue. Es kommt immer wieder vor, dass ich auf Fragen mit einem „Ja“ antworte, mein Körper aber nach hinten geht und somit ein „Nein“ signalisiert – und umgekehrt. Das ist für mich immer ein Signal, tiefer zu graben und herauszufinden, worauf mein Körper – und somit meine Seele – mich aufmerksam machen möchte.]
Oft hilft schon die Erkenntnis, dass Trauer zur Gewohnheit oder Ausrede geworden ist, um sein Denken und Handeln zu ändern. Dazu musst Du Dir nur Deiner Gedanken bewusst sein und Dinge Menschen, Gedanken, Aktivitäten finden, die Dir helfen, wieder Leichtigkeit in Dein Leben zu bringen. Ändere Deinen Blickwinkel und Deine Gedanken. Nimm den Verstorbenen hinzu und lass Dir von ihm dabei helfen.
Wenn Du Dich schuldig fühlst, mache Dir bewusst, warum Du Schuldgefühle hast, und lass Dir aus diesen Gefühlen heraushelfen. Auch hier helfen Gespräche mit dem Verstorbenen. Bitte ihn um Verzeihung. Und verzeihe Du ihm. Und Dir selber.
Achte auch in all diesen Prozessen auf Glaubenssätze, die sich zeigen. Schreibe sie auf. Ich werde Dir im sechsten Teil dieser Artikelserie Techniken vorstellen, mit deren Hilfe Du Glaubenssätze ganz leicht auflösen und umprogrammieren kannst.
Mögest Du die Beziehung zu dem lieben Menschen, den Du auf die ein oder andere Art und Weise verloren hast, der verlorenen Beziehung oder das Ende eines Traumes transformieren können und Dich in Deinem Tempo wieder dem Leben und der Leichtigkeit nähern, das wünsche ich Dir.
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