Im letzten Teil der Artikelserie riss ich das Thema Schuld und Vergebung an. Darauf möchte ich heute näher eingehen.

Gerade beim Thema Schuld und Vergebung tummeln sich sehr, sehr viele Glaubenssätze. Sei weiterhin achtsam, und schreibe Dir auf, was sich alles bei Dir als Glaubenssatz zeigt.

Es gibt immer wieder genügend Dinge, die man sich und anderen vorwerfen kann: sei es der Autofahrer, der Dir die Vorfahrt genommen hat, Deine Entscheidung, Dich an die linke Kasse zu stellen, wo es doch an der rechten Kasse schneller geht, der oder die Menschen, die Dir Leid zugefügt haben bis hin zu den Gräueltaten, über die täglich in den Nachrichten berichtet wird. All das sind von vielen akzeptierte Voraussetzungen, die Welt in gut und schlecht, in Opfer und Täter aufzuteilen.

Die Opfer- und Täterrollen werden schon fast so lange besetzt, wie es die Menschheit gibt. Es galt und gilt meist heute noch als gesellschaftlich akzeptabel und „normal“.

Es hieß, es bedürfe eines reinen Herzens, um denen, die einem Leid zugefügt haben, zu vergeben. Dass dies schwierig sei und manche Dinge einfach nicht zu verzeihen seien.

Es kommt auf den Standpunkt an.

Und auf die Bereitschaft.

Solange Du anderen etwas vorwirfst, egal, was es ist, stellst Du Dich automatisch in die Rolle des Opfers.

Geht gar nicht anders. Ganz egal, wie stark Du Dich gibst, wenn Du anderen die Macht gibst, Dich als Opfer zu sehen, bist Du ein Opfer.

Ich weiß aber, dass eine Stärke in Dir ist, die nicht zu der Rolle des Opfers passt. Ich weiß, dass ein Teil von Dir um Deinen Wert und Deine Größe weiß. Je mehr Du andere als Täter siehst, desto mehr hast Du Dich von diesem Teil in Dir entfernt. Du hast die Macht, den Kontakt zu diesem Teil in Dir wieder herzustellen und Dich neu zu erkennen. Dieser Teil wartet nur darauf.

Bist Du bereit, Dich für die Möglichkeit zu öffnen, dass Dein Leben besser sein kann, als es momentan ist?

Bist Du bereit zu erkennen, dass allein Du es in der Hand hast, wie Du Dich fühlst?
Bist Du bereit, die Verantwortung für Dein Leben wieder in Deine eigenen Hände zu nehmen?
Bist Du bereit, all Deine Leidenschaft darin zu stecken, wieder Freude und Liebe zu spüren?

Gut.

Atme erst mal tief ein und aus. Das war ein wichtiger Schritt.

Der nächste Schritt ist zu erkennen, worauf Du Einfluss hast und worauf nicht.

Hierüber hast Du keinen aktiven Einfluss:

Das Wetter
Die Wolken werden sich nicht verziehen, wenn Du sauer bist, dass es regnet. Freue Dich für die Erde, dass die Pflanzen wieder gegossen werden.

Die Laune Deiner Mitmenschen
Du weißt nicht, welche persönliche Geschichte ihr Leben lenkt. Was auch immer es ist, eines ist sicher: Es hat nichts mit Dir zu tun. Außerdem hast Du keinen Einfluss auf ihre Laune. Aber auf Deine. Stelle in den nächsten Tagen sicher, dass Du ihr Verhalten nicht persönlich nimmst und bei Dir bleibst. Es ist ihre Entscheidung, wie sie sich verhalten. Es ist Deine Entscheidung – und Verantwortung – wie Du reagierst. Achte in den nächsten Tagen darauf, regelmäßig zu üben, bei Dir zu bleiben.

Weltgeschehen und Politik
Auch hier gilt: Es ist Deine Entscheidung und Verantwortung, wie Du reagierst. Durch Deinen Unmut, Zorn über Dinge, die Du nicht ändern kannst, bewirkst Du nur eines: dass Deine Laune und die Deiner direkten Umwelt belastet ist.

Hierüber hast Du aktiven Einfluss:

Deine Gedanken, Deine Taten, Deine Stimmung.

Wir leben in Gedanken-, Verhaltens und Stimmungsmustern. Einige dieser Muster helfen uns, andere hindern uns. Es gilt zu erkennen, welche helfen und diese zu stärken. Dazu gehört auch Vergebung.

Wege aus der Einsamkeit, Teil 4 Iris Ludolf

Weil es so gut passt, möchte ich an dieser Stelle aus meinem Buch zitieren:

Segnen und Vergeben

“Ich habe nicht nur am eigenen Leib erfahren, wie wichtig es ist, zu vergeben, sondern auch immer wieder in meiner Praxis: Vergebung ist der ultimative Heiler. Es ist aber nicht immer einfach, zu vergeben. Die Tat selber sowieso nicht, die musst Du auch gar nicht vergeben.

Mir persönlich hat Gregg Braden in seinen Büchern und in den Interviews, die er gegeben hat, einen Weg aufgezeigt, den ich seitdem gehe: Er betont immer wieder, wie wichtig es ist, Ereignisse und Menschen, die einem Schmerzen zufügten, so lange zu segnen, bis das Herz vor Liebe zu ihnen überquillt.

Ein sehr radikales Prinzip, aber ein genauso effektives. Es mag auch eine Zeit lang dauern, bis man an den gewünschten Punkt gekommen ist. Es kommt immer darauf an, wie viele Lagen Schutzschicht man um sein Herz gelegt hat.

Segen ist nichts, was ausschließlich der Kirche zusteht. Du musst kein Pfarrer sein, Du musst noch nicht mal an Gott glauben, um andere Menschen oder auch Situationen zu segnen.

Gregg Braden spricht in seinem Buch Verlorene Geheimnisse des Betens: Die verborgene Kraft von Schönheit, Segen, Weisheit und Schmerz auf den Seiten 103-106ff außerdem davon, dass es bei jedem Ereignis drei Dinge gibt, auf die wir unseren Segen richten sollten, um alles abzudecken. Und als Ereignisse sieht er nicht nur all das an, was wir am eigenen Leib erleben, sondern auch Katastrophen, die wir z. B. über die Medien mitverfolgen.

1. Segnen der Menschen, die leiden.


Das können die Opfer von Anschlägen oder Umweltkatastrophen sein, aber auch wir selber, wenn unser Vertrauen missbraucht wurde etc.

2. Segnen, was das Leid hervorgerufen hat.


Das ist meist der schwerere Teil. Ich gebe Dir verschiedene Blickwinkel an die Hand, die es Dir einfacher machen können, auch jene zu segnen. Tu tust es in erster Linie nicht für den anderen, sondern für Dich. Öffne Dich der Möglichkeit, dass der Segen etwas in Dir bewegt, dass dadurch Heilung in Dir ermöglicht wird. Die Öffnung gegenüber der Möglichkeit ist alles, was es braucht. Es ist wie eine Tür, die Du öffnest.

Was auch immer Du erlebst, führe Dir vor Augen, dass Du und Dein Gegenüber Euch, bevor Du in diese Welt inkarniertest, dazu verabredet hattet, genau diese Erfahrung zu machen. Klingt komisch, ist aber so. Es war Deine Entscheidung. Diese Erfahrung stand entweder auf der To-do-Liste Deiner Seele oder auf der Liste des anderen und Du hast Dich angeboten, auszuhelfen.

Ganz egal, was der andere Dir angetan hat, es zeugt auf Seelenebene von einer tiefen Liebe zu Dir. Was meine ich damit? Jede negative Tat in unserer inkarnierten Form als Mensch fügt unserer Seele Schaden zu.

Warum würde eine Seele das tun wollen?
Es gibt zwei Hauptgründe, warum eine Seele sich dazu entscheiden könnte, sich selber zu schaden: Dein Gegenüber arbeitet seine „karmische To-do-Liste“ ab. Oder wenn Dein Gegenüber auch zusätzlich noch ein Verwandter hier auf Erden ist, kannst du davon ausgehen, dass er auch zu Deiner Seelenfamilie gehört und sich aus Liebe zu Dir freiwillig gemeldet hat. Er nimmt die Narben in seiner Seele aus Liebe zu Dir in Kauf. Das heißt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Dein Gegenüber (der, der Dir dieses Leid angetan hat) Dich sehr lieben muss, satte 50 % beträgt.

3. Segnen von Menschen, die das Ereignis, das den Schmerz verursacht hat, miterleben.


Egal, was es war, was für Narben auf Deiner Seele gesorgt hat, Du kannst Dir sicher sein, dass diejenigen, die es bezeugen, in etwas abgeschwächter Form genauso davon betroffen sind. Das sind wir, die wir Anschläge, Umweltkatastrophen, etc. in den Medien mit ansehen, aber auch diejenigen, die Zeugen von Misshandlungen jeglicher Art sind, zum Beispiel auch die beste Freundin, der Du Dich anvertraust.

Generell gilt: Segne immer. Du kannst nicht zu viel segnen. Auch, wenn Du an einem Unfallort vorbeikommst, der Rettungswagen an Dir vorbeifährt, Du siehst, wie ein Kind ausgeschimpft wird: segne, segne, segne. Die Worte sind in dem Fall nicht so wichtig wie die Intention. Ein kurzes gedachtes „Gottes Segen sei mit Dir“, oder auch „Frieden sei mit Dir“ wirken im wahrsten Sinne des Wortes Wunder.”

Wege aus der Einsamkeit, Teil 4: Segen und Vergebung Iris Ludolf

Mögest Du erkennen, dass Vergebung ein wichtiger Weg aus der Einsamkeit ist, das wünsche ich Dir.

Iris Ludolf | energetisch-systemische Lebenshilfe
https://irisludolf.de/?p=355

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